Eigentlich berichtet unsere Schülerzeitung eher über schulinterne Themen, doch heute müssen wir über ein ernsteres Thema schreiben. Denn auch wenn es den Großteil unserer Schülerinnen und Schüler nicht persönlich betrifft, so ist es doch ein sehr wichtiges Thema. Und zwar geht es um den Krieg in der Ukraine. Vermutlich hat der Großteil der Leserinnen und Leser schon davon gehört, aber trotzdem möchten wir ein wenig genauer darüber sprechen, was passiert ist, jetzt noch passiert und was wir persönlich in dieser Situation tun können.
Wie kam es dazu?
Um diesen Konflikt verstehen zu können, muss man vor allem 3 verschiedene Faktoren verstehen. Als erstes steht die gemeinsame Vergangenheit mit Russland.
Die Geschichte dieses Krieges greift schon weitaus länger zurück als der Krieg selbst. Die Ukraine existiert schon relativ lange, doch für den heutigen Konflikt sind vor allem die letzten 100 Jahre relevant. Vor etwa 100 Jahren wurde damals aus Russland, der Ukraine und noch einigen anderen Ländern die Union der Sozialistischen Sowjetischen Republiken, kurz UdSSR oder auch Sowjetunion genannt. In gewisser Weise war also die Ukraine mal ein Teil von Russland. Das änderte sich allerdings 1991, als die Sowjetunion zerfiel. Die Ukraine wurde zu einem unabhängigen Staat.
In der neueren Geschichte gab es jedoch immer wieder innerpolitische Konflikte mit manipulierten Wahlen und einer politischen Uneinigkeit. Einige Teile der Bevölkerung würden sich gerne politisch näher zu Russland orientieren, andere sich lieber näher zu der EU positionieren.
Der zweite wichtige Faktor ist die Verbindung der Ukraine und Russland zur westlichen Welt. Nach dem zweiten Weltkrieg gründeten einige Länder ein Bündnis, welches wir heute als die NATO kennen. Das Bündnis entstand damals durch die starken Unterschiede der westlichen Welt und der Sowjetunion und besagte, dass man sich hilft, falls eines der Länder im Bündnis angegriffen wird. Seit der Gründung damals sind viele Länder dazu gekommen, unter anderem auch einige Länder in Osteuropa. Und das, obwohl damals einige Politiker Russland versprochen haben, dass genau das nicht passieren würde. Allerdings nur mündlich und nie wirklich bindend.
Es gibt jedoch nicht nur die NATO, sondern ein weiteres Bündnis, welches allgemein als UNO, oder auch die Vereinten Nationen bekannt ist. Diese ist weitaus größer als die NATO und hat auch einen anderen Zweck. Insgesamt sind 193 Länder der Welt Mitglieder der UNO, darunter sowohl die Ukraine als auch Russland. Die UNO wurde nach Ende des zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen, mit dem Ziel, dass es nie wieder zu einem derart großen Krieg kommt. Dementsprechend basiert auch die Verfassung der UNO darauf, dass kein Land ein anderes angreifen darf. Auch festgelegt ist, dass kein Land Anspruch auf Gebiete in einem anderen Land erheben darf. Russland ist im Übrigen nicht nur ein Mitglied der UNO, sondern auch noch ein Mitglied des Sicherheitsrates in der UNO. Die Aufgabe dieses Rates ist es hauptsächlich, den Frieden in der Welt zu wahren.
Der letzte wichtige Faktor ist mit zwei Gebieten verbunden, dessen Namen immer wieder in den Nachrichten fallen: Das sind zum einen die Krim und zum anderen die ostukrainische Region Donbass. Die Krim ist eine Halbinsel, die längere Zeit ein Teil von Russland war. In den 1950ern wurde sie aber ein Teil der Ukraine und das blieb sie auch bis heute. Allerdings nur offiziell. Denn 2014 wurde die Krim von Russland besetzt und es gab eine Abstimmung auf der Halbinsel, ob sie ein Teil von Russland werden soll. Genau das wurde mit der Wahl auch bestätigt. Allerdings ist so eine Wahl eigentlich gar nicht erlaubt, es hätte nämlich die ganze Ukraine darüber abstimmen müssen und nicht nur die Krim selbst.
Das andere Gebiet ist Donbass. Donbass ist eine Region im Osten der Ukraine. Diese Region schließt direkt an Russland an, weshalb es dort auch mehr Menschen gibt, die sich eher zu Russland zugehörig fühlen als zur Ukraine. Einige dieser Menschen sind dann so weit gegangen, dass sie in Donbass zwei eigene Republiken ausgerufen haben, Luhansk und Donezk, das war im Jahr 2014. Zusammen werden diese Staaten „Kleinrussland“ genannt. Sie wurden aber nie als Staaten anerkannt, existieren also demnach nicht wirklich.
So, jetzt haben wir ganz viele Puzzleteile, aber noch kein zusammengehöriges Bild. Das kommt jetzt. Seitdem in Donbass eigene Republiken ausgerufen wurden, gibt es Tumulte in der Ostukraine. Im Jahr 2021 kamen immer mehr Soldaten in Russland an die Grenze zu Russland. Als Grund dafür wurden Kampfübungen genannt. In den nächsten Monaten gab es Vorbereitungen auf beiden Seiten. An die Ukraine wurden aus der NATO teils Waffen oder ähnliches geliefert, während die Menge an russischen Soldaten und Ausrüstung an der Grenze immer größer wurde.
Am 21. Februar verschärfte sich die Situation in der Ukraine plötzlich. Der russische Präsident Putin erkennt Luhansk und Donezk an. Damit verstößt er gegen ein Abkommen, dass er zuvor mit einigen europäischen Ländern geschlossen hatte. Es kommt jedoch noch nicht zu einem Krieg, sondern nur zu sogenannten Sanktionen seitens der NATO, das sind Zölle, die als eine Art politische Strafe eingesetzt werden. 3 Tage später, am 24. Februar, ändert sich die Lage aber drastisch. Putin greift die Ukraine an. Von mehreren Seiten, auch mit Soldaten, die auf der Krim stationiert sind, attackiert er die Ukraine. Zunächst ist nur Donbass betroffen, schnell weiten sich die Angriffe aber auf den Rest der Ukraine aus. Auch Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, ist betroffen. Mit diesen beiden Taten, dem Anerkennen der Republiken und dem Angriff auf die Ukraine, hat Russland gegen die wichtigsten Artikel der UNO verstoßen: Russland hat einen Krieg begonnen und in gewisser Weise Anspruch auf Gebiete der Ukraine erhoben. Vor allem, da Russland im Sicherheitsrat der UNO ist, sind das schwerste Vergehen.
Und was jetzt?
Der Krieg in der Ukraine geht weiter und wie oder wann er aufhört, kann keiner so genau sagen. Zwar gibt es Gespräche zwischen Russland und der Ukraine, aber bisher gab es noch keine richtigen Erfolge. Die NATO setzt momentan vor allem auf Unterstützung für die Ukraine: Es werden Flüchtlinge in Europa aufgenommen und die Mitgliedsstaaten schicken weiter Waffen und Ausrüstung an die Ukraine. Gleichzeitig gibt es immer mehr Sanktionen und andere Strafen gegen Russland, insbesondere seitens der UNO.
Müssen wir in Deutschland auch Angst vor einem Krieg haben?
Danach sieht es momentan nicht aus. Dadurch, dass die Ukraine weder ein Teil der EU, noch der NATO, noch der UNO ist, gibt es momentan keine direkte Verpflichtung, militärisch einzugreifen. Zwar weiß niemand so genau, was Putin vorhat, aber er hat immer wieder betont, dass er sich Sorgen um die Stärke der NATO macht, vor allem im Zuge der Osterweiterungen. Putin kennt also das Risiko, das dahintersteht, ein Mitglied der NATO anzugreifen. Natürlich macht es einen Angriff nicht unmöglich, allerdings macht es ihn auf jeden Fall weniger wahrscheinlich. Auch einen neuen Weltkrieg sollte es also jetzt nicht geben.
Wie können wir helfen?
Am wichtigsten ist es, den Menschen in der Ukraine zu helfen und das Wissen über die Situation zu verbreiten. Dafür hat auch unsere Schule einiges getan. Immer wieder gibt es momentan Aktionen, die auf die Situation in der Ukraine aufmerksam machen. Unsere Schüler gestalten Plakate und zeigen ihre Unterstützung für die Ukraine auf verschiedenste Weise.
Außerdem steht im O-Raum unserer Schule eine Spendenbox. Diese Spendenbox ist von der Aktion go4peace, welche in der Ukraine Feldküchen finanzieren möchte. Die sind eine große Hilfe für Geflüchtete in der Ukraine, die aus großen Städten in den Westen fliehen.
Wer noch mehr tun möchte, kann sich außerdem einmal in seinem Freundeskreis oder seiner Familie umhören. Immer wieder gibt es Aktionen, bei denen Kleidung, Essen oder ähnliches gesammelt und in die Ukraine oder umliegende Länder gebracht werden.
Zuletzt, wenn ihr etwas tun möchtet, ist der erste Schritt immer, dass ihr euch informiert. Lest euch selbst etwas zu dem Thema durch, wenn es euch interessiert. Vor allem Berichte von Personen aus der Ukraine sind dabei wichtig und interessant zu lesen. Aber, und das ist mindestens genauso wichtig, nehmt ein wenig Abstand zu dem Thema, wenn ihr es müsst. Vielen geht die Situation sehr nahe, alles ist gruselig und beunruhigend. Das sind normale Gefühle und die sind auch okay. Wenn ihr das Gefühl habt, dass es euch alles zu viel wird, dann nehmt bitte, soweit es geht, genug Abstand von der Situation, damit sie euch nicht zu sehr fertig macht. Es ist zwar wichtig, informiert zu sein, aber es ist auch wichtig, auf sich selbst zu achten.
Für alle, die sich mehr mit dem Thema und der Geschichte dahinter beschäftigen wollen, ist hier noch ein sehr informatives Video von dem Youtube-Kanal Mr.Wissen2go Geschichte:
Die Schülerzeitung der Gesamtschule Kamen positioniert sich auf der Seite der Ukraine.
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