9 Jahre. So lange gehe ich jetzt schon zur Gesamtschule in Kamen. Das ist ziemlich genau die Hälfte meines Lebens. In der Zeit habe ich so einiges gelernt, über die Schule und das Leben. Jetzt sind es nur noch wenige Monate, bis ich meine Abiturprüfungen schreibe und dann die Schule verlasse, vermutlich für immer. Angesichts der Tatsache, dass ich den Großteil meiner schulischen Entwicklung hier verbracht habe, ist das ein merkwürdiges Gefühl. Außerdem ist es wohl ein guter Zeitpunkt, um ein wenig zurückzublicken. Auf die Schule, aber auch auf meine eigene Entfaltung in dieser Schule.
Als ich damals zur Gesamtschule kam, war ich erst einmal überfordert. Im Vergleich zu meiner alten Schule erschien mir die Gesamtschule riesig und alles war so anders. Jetzt bin ich über die Größe der Schule ziemlich froh. Ich denke nämlich, dass viele Aktionen, Fahrten und ähnliches nur dadurch möglich geworden sind und gerade das ist eines der Dinge, die mir an der Schule so gut gefallen haben. Ich habe schon von Anfang an Bilingualen Unterricht gehabt, was für mich damals eine sehr spannende Erfahrung war. Heute kann ich beinahe fließend Englisch und zumindest zum Teil ist das wohl auch ein Verdienst der Bili Kurse.
Auch die vielen Angebote an Fächern insgesamt habe ich immer gerne gemocht. Zwar hat das auch dazu geführt, dass ich mal länger in der Schule bleiben musste, aber immerhin musste ich zuhause so gut wie keine Hausaufgaben mehr machen, was ich wiederum ziemlich gut fand.
Es gab aber noch etwas, das mich noch deutlich mehr begeisterte. Wie wahrscheinlich jeder Schüler und jede Schülerin fand ich Klassenfahrten natürlich immer toll. Erst waren wir am Sorpesee, dann an der Nordsee und schließlich sogar in Berlin. Natürlich sind die Fahrtenziele in jedem Jahrgang und sogar in jeder Klasse anders, aber ich für meinen Teil war mit meinen eigentlich sehr zufrieden.
Natürlich hatte auch die Oberstufe ziemlich tolle Ziele, auch wenn wir einige davon leider nicht mehr verwirklichen konnten, da es während der Pandemie nun einfach nicht möglich war. Trotzdem hatten wir zumindest zwei tolle Fahrten, nach Rom und nach Österreich, die unsere Oberstufenzeit ziemlich unvergesslich gemacht haben.
Ich glaube aber, dass von all den Dingen, die ich an der Schule mochte, wohl das Einprägsamste die Unterstützung war. Das merke ich jetzt, wenn ich bei allem Möglichen in der Oberstufe Hilfe oder Beratung brauche, das habe ich aber vor allem auch damals bemerkt, als ich in der Unterstufe ziemlich schwer krank wurde und die Lehrer aber auch die Schüler mich bei allem so gut wie möglich unterstützt haben. Fast ein ganzes Jahr konnte ich nicht zur Schule gehen und doch habe ich nicht den Anschluss verloren. Ich konnte dem Unterricht so gut es ging von Zuhause verfolgen und als ich dann wieder zurückkam, haben die Lehrer darauf geachtet, dass ich auch weiterhin mitkomme und nicht zurückfalle.
Jetzt, 5 Jahre nachdem ich krank war, mache ich also mein Abitur und verlasse die Schule. Natürlich freue ich mich, dass ich so weit gekommen bin, aber ich denke auch, dass es merkwürdig wird, alles einfach so hinter mir zu lassen. Es war zwar nicht immer alles perfekt, das ist wohl unmöglich, aber wenn ich so auf meine Schulzeit zurückblicke, denke ich, dass ich trotzdem die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich weiß zwar nicht, wie es auf einer anderen Schule gewesen wäre, aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Vielleicht reicht es zu wissen, wie es auf meiner Schule ist und vielleicht ist es auch genug, dass ich jetzt mit gutem Gewissen, wenn auch mit ein wenig Trauer, die Schule verlassen kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen, nicht genug auf die Zukunft vorbereitet zu sein. So ganz werde ich das zwar nie sein, weil man nun einmal nicht weiß, was die Zukunft bringt, aber ich habe das Gefühl, dass ich trotzdem ohne Angst weiter gehen kann.